TÜNKERS AutoFocus - Nr. 5 / 2025

KLEBETECHNIK Copyright Anfänge der Klebetechnik in der Industrie (Mitte 20. Jahrhundert) Die Klebetechnik wurde zunächst in der Luft- und Raumfahrtindustrie eingesetzt, da dort leichtere Materialien und neue Verbindungstechniken gefragt waren, um Gewicht zu sparen und die mechanischen Eigenschaften der Konstruktionen zu verbessern. In den 1950er und 1960er Jahren experimentierten auch Automobilhersteller erstmals mit Klebstoffen, hauptsächlich bei leichten und unauffälligen Anwendungen wie Dichtungen und Innenverkleidungen. Für tragende Verbindungen im Karosseriebau war Kleben damals jedoch noch nicht geeignet. Kleben als Ergänzung zu mechanischen Verbindungen (1970er und 1980er Jahre) In den 1970er Jahren wurden erste strukturelle Anwendungen im Karosseriebau eingeführt, wobei das Kleben meist in Kombination mit anderen Fügetechniken wie Schweißen und Nieten zum Einsatz kam. Diese hybriden Verbindungen ermöglichten eine bessere Kraftverteilung und weniger Spannungen in den Materialien. Durch den Einsatz von Klebstoffen konnte die Korrosionsbeständigkeit verbessert werden, da sie den direkten Metallkontakt verhinderten und gleichzeitig Dichteigenschaften bereitstellten. Zunahme von Leichtbau und Einsatz von Multi-Materialien (1990er Jahre) Die 1990er Jahre waren von einem Trend zum Leichtbau geprägt. Aluminium und andere Leichtbaumaterialien wurden zunehmend verwendet, um das Fahrzeuggewicht zu reduzieren und die Effizienz zu steigern. Diese neuen Materialien ließen sich jedoch nicht immer optimal schweißen oder mechanisch verbinden, was den Einsatz von Klebetechniken erforderte. Speziell entwickelte, hochfeste Klebstoffe wurden entwickelt, die die strukturelle Integrität und Steifigkeit von Karosserien unterstützten. Durchbruch und Industrialisierung der Klebetechnik (2000er Jahre) Ab den 2000er Jahren begann die industrielle Nutzung von Klebetechnik im Karosserierohbau stark zu wachsen. Automobilhersteller integrierten Klebetechniken flächendeckend in ihre Produktionsprozesse. Fortschritte bei Epoxid-, Polyurethan- und Acrylat-Klebstoffen ermöglichten die Serienproduktion, da diese Klebstoffe schnell aushärten, hohe Festigkeiten aufweisen und gut mit Metallen sowie Kunststoffen kompatibel sind. Die Entwicklung robotergestützter Applikationstechnologien trug dazu bei, die Klebetechnik in hohen Stückzahlen und mit gleichbleibender Präzision zu realisieren. Die industrielle Klebetechnik im Karosserierohbau hat sich über viele Jahrzehnte entwickelt und ist heute ein zentraler Bestandteil moderner Fertigungsprozesse in der Automobilindustrie. Die Historie dieser Technik lässt sich in mehrere Phasen unterteilen:

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